05:18 11-11-2025

EU erwägt Kurswechsel beim Verbrenner-Aus 2035: mehr Flexibilität für den E-Auto-Umstieg

In der gesamten EU wachsen die Zweifel, ob die Frist 2035 für das Aus des Verbrennungsmotors zu halten ist. In einem Gespräch mit der italienischen La Stampa erklärte der für Industriepolitik zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Stéphane Séjourné, Europa müsse jede Naivität ablegen und seine Industriepolitik an den Druck der Realität anpassen – vor allem an die Expansion chinesischer Marken.

Er warnte, der Kontinent riskiere sonst den Verlust von bis zu 4 Millionen Fahrzeugen pro Jahr, wenn der Umstieg auf Elektroautos nicht mit Flexibilität gesteuert werde. Séjourné brachte ins Spiel, das Verbrennerverbot erneut zu prüfen und die Vorgaben für Hersteller zu lockern – insbesondere für diejenigen, die lokale Fertigung aufbauen und erschwingliche E-Modelle bis 15.000 Euro anbieten.

Das Kernziel sei, Europas Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Fabriken vor chinesischen Investitionen zu schützen, die zwar auf hiesige Kapazitäten setzen, am Ende aber China zugutekommen könnten. Auf dem Tisch stehen strengere Auflagen für chinesische Montageaktivitäten in Europa sowie eine breitere Absicherung bei Rohstoffen – mit Blick auf Kanada, Brasilien und Afrika.

Die EU-Kommission will am 10. Dezember eine aktualisierte Strategie vorlegen. Fachleute werten die Aussagen als Auftakt, Klimaziele neu zu kalibrieren und das Verbrenneraus womöglich zu verschieben. Das wirkt weniger wie ein Rückzieher als wie eine pragmatische Kurskorrektur – ein Eingeständnis, dass eine Elektrifizierung ohne Spielräume wirtschaftliche Dämpfer riskieren kann. Für die Branche klingt das nach einer Atempause, nicht nach Abkehr.