So rasant digitale Werkzeuge auch voranschreiten, die Autohersteller verlassen sich weiterhin auf ein altes Handwerk: Clay-Modelle. Harley Earl, Ingenieur bei General Motors, führte sie in den 1930er-Jahren ein; bis heute sind sie ein Grundpfeiler des Fahrzeugdesigns – sogar bei Autos, die für 2026 geplant sind. Dass sich die Methode hält, sagt einiges aus: Wenn Proportion und Haltung den Charakter eines Autos prägen, zählen im Studio nach wie vor Auge und Hand.

Moderne 3D-Software hat Ton bislang nicht vollständig verdrängt. Ein physisches Modell erlaubt es Teams, Proportionen zu prüfen, das Spiel von Licht und Schatten zu bewerten und Flächen manuell zu formen. Ein Clay-Modell lässt sich drehen, aus unterschiedlichen Winkeln ausleuchten und sogar mit Material überziehen, das Karosserieteile imitiert. Bildschirme liefern Daten, doch im Studio zeigen die Formen ihr Wesen – das haptische Feedback entscheidet oft dort, wo die Software Fragen offenlässt.

Der Prozess ist aufwendig und präzise. Er beginnt mit einem Metallgerüst, wird mit einer speziellen, formbaren Masse aufgebaut und durchläuft anschließend Fräsarbeiten sowie einen sorgfältigen Feinschliff von Hand, bis die endgültige Gestalt steht. Fachleute betonen, dass dieser Ansatz Konzepte in reale Modelle überführt und als unersetzliches Werkzeug dient, um Design wirklich dreidimensional zu beurteilen – wenig überraschend angesichts des Anspruchs an Form und Wirkung.