Ein Besitzer des Rivian R1S hat nach einem Versuch, seinen Kindern zu zeigen, wie man die hintere Tür bei Ausfall der Elektronik manuell öffnet, eine ernsthafte Sicherheitsfrage aufgeworfen. Anders als bei einem herkömmlichen Griff steckt die Notentriegelung des R1S hinter einem Zierelement. Laut Bedienungsanleitung soll man den Ledereinsatz unter der Armlehne hochhebeln, herausnehmen und dann an einem versteckten Bowdenzug ziehen. In der Praxis brach das Panel während der Demonstration – und der Besitzer fand das Kabel überhaupt nicht. Eine Konstruktion wie diese lädt kaum zu instinktiver Bedienung ein, erst recht nicht, wenn Sekunden zählen.

Der Beitrag in den sozialen Medien sorgte schnell für Aufmerksamkeit. Der Verfasser erklärte, seine Kinder könnten sich im Notfall nicht selbst befreien. Er wies außerdem darauf hin, dass das gebrochene Panel nicht repariert werden könne und in einem Servicecenter ersetzt werden müsse. Von einem Kind zu erwarten, dieser Abfolge zu folgen – zumal unter Stress –, sei seiner Ansicht nach unrealistisch. Schwer, dieser Einschätzung zu widersprechen: Eine Notlösung muss so einfach sein, dass sie auch der unerfahrenste Mitfahrer bedienen kann.

Der Vorfall befeuert eine alte Diskussion: ob Hersteller zugunsten von Design und „digitaler Experience“ zu weit von schlichten mechanischen Lösungen abgerückt sind. Fahrzeuge mit elektronischen Schlössern brauchen zwar eine mechanische Rückfallebene, doch die Umsetzung in diesem Fall lässt aufhorchen. Schon die Hürde, ein Zierteil abzunehmen, wirkt wie eine Fehlentscheidung am Reißbrett. Eine Notentriegelung sollte offensichtlich, robust und ohne Anleitung nutzbar sein – sonst verfehlt sie ihren Zweck.

Besitzer drängen den Hersteller bereits, die Konstruktion zu überarbeiten, und Fachleute halten es für denkbar, dass Aufsichtsbehörden künftig auf einfachere, intuitivere Mechanismen pochen, um zu verhindern, dass Insassen eingeschlossen werden. Angesichts des geschilderten Szenarios ist nachvollziehbar, warum dieser Ruf lauter wird.